Auch für den Bulli ist Relaxen und Wellness angesagt. Nach knapp drei Monaten Marokko muss endlich mal der Wüstensand runter, denn vorbei ist es jetzt mit Offroad und Sanddünen. Für uns eine unterhaltsame Angelegenheit zu sehen, wie sich die Menschen hier mit den einfachsten Mitteln behelfen. Mangels Trittleiter tänzelt der Autowäscher geschickt auf einer alten Öltonne um das Auto herum - fast schon zirkusreif.
Ansonsten genießen wir unseren Stellplatz unter Zitronenbäumen, pflegen unser Auto und uns und lernen wieder nette und interessante Menschen kennen.
Aber irgendwann heißt es dann doch Abschied nehmen, denn unsere 3 Monate Marokko nähern sich dem Ende und somit auch der Termin für die Überfahrt nach Spanien. Auch drei Monate sind zu kurz für dieses wunderschöne Land, und es gäbe noch jede Menge zu erkunden. Aber wir sind sicher, wir kommen wieder, und dann holen wir nach, was wir dieses Mal verpasst haben. Jetzt müssen wir Gas geben, in drei Tagen geht unsere Fähre, und wir fahren auf dem schnellsten Weg, der Autobahn, Richtung Norden. Als wir zum ersten Mal "Tanger" lesen, wird es uns schon ein bisschen schwer um's Herz.
Die marokkanischen Autobahnen sind ein Traum: herrlicher Straßenbelag, wenig befahren, und zudem noch richtig preiswert. Die Landschaft zwischen Marrakesch und Rabat ist zwar eher eintönig, aber es gibt immer mal wieder ein Fotomotiv, wie hier diese tolle Brücke nahe Rabat.
Bei der Abzweigung nach Fes überlegen wir ein letztes Mal, ob wir nicht doch noch diese berühmte Königsstadt mitnehmen - aber nein, man muss sich immer noch was für's nächste Mal aufheben...
Im Mohammedia erreichen wir nach 2 Monaten endlich wieder den Atlantik und legen in Mansouria einen Zwischenstopp ein, auf dem schönen Campingplatz Las Mimosas, wo wir uns am Anfang unserer Marokko-Reise schon niedergelassen hatten. Unser allerletzter Stopp ist dann nochmal Assilah, dieser wunderschöne kleine Ort im Norden, der für seine Wandmalereien und Künstlertreffen bekannt ist.
Kitsch as kitsch can... aber auch hierfür ist Assilah bekannt: die pinkfarbenen Pferdekutschen, die nicht nur Touristen durch die Gegend kutschieren:
Mit der gleichen Begeisterung wie vor 3 Monaten schlendern wir durch die malerische Medina und genießen zum letzten Mal marokkanischen Flair, marokkanische Gastfreundschaft und die leckere marokkanische Küche.
Und wieder sind wir begeistert von der gut erhaltenen Stadtmauer mit ihren Türmen:
Wunderschön auch die Hauseingänge. Hier konnten wir uns nicht einigen, wer von uns das bessere Bild abgibt, deshalb einfach beide...
Nach drei Monaten Marrokko empfinden wir auch die sehr einfachen sanitären Anlagen unseres Campingplatzes Echrigui gar nicht mehr so schlimm - wie schnell man sich doch an alles gewöhnt! Erstaunt sind wir jedoch, dass wir grade noch einen Platz bekommen. Anfang Dezember waren wir noch fast alleine hier. Und es sind nicht nur Heimfahrer wie wir, sehr viele Reisende beginnen erst jetzt ihren Marrokko-Aufenthalt, die Saison ist noch lange nicht vorbei.
"Am Aschermittwoch... ist alles vorbei..." Ja, heute ist der 26. Februar, Aschermittwoch, und um 11:00 h geht unsere Fähre nach Spanien! Bereits um 07:30 h verlassen wir Assilah und nehmen die letzten 80 Autobahnkilometer in Angriff. Einmal mehr sind wir erstaunt über die humanen Autobahngebühren. Für die 550 km von Marrakesch bis Tanger Med zum Beispiel haben wir 23 Euro bezahlt. Nur ein Bruchteil dessen, was man für die gleiche Strecke in Spanien oder Frankreich bezahlt.
Mit Sonnenaufgang erreichen wir Tanger Med und checken gleich für die Fähre um 11:00 h ein. Wir haben eigentlich eine feste Buchung für die 14:00 h Fähre, aber man ist hier sehr großzügig: egal was auf dem Ticket steht, man kommt immer mit... ein bisschen traurig sind wir und überlegen, ob wir nicht einfach von Tarifa aus nochmal eine Überfahrt buchen, weitere drei Monate Marokko... aber unsere Melancholie verfliegt schnell, als wir eine kleine deutsche Reisegruppe sehen, die wir in den letzten Monaten immer wieder getroffen haben. Natürlich gibt es wieder soooo viel zu erzählen...
Auf der Fähre holt uns dann gleich die Realität ein. Wo man sonst mit Sonnenstränden und Duty Free wirbt, gibt es überall Hinweise zum gerade wütenden Corona-Virus. Am Rande haben wir dies mitbekommen, aber dass es so schlimm ist... also doch gleich wieder zurück nach Afrika?
Bis alle LKWs auf der Fähre verstaut sind, heißt es um 12:30 h "Leinen los" und "Au revoir Maroc".
Ein letztes Mal "Allah - El Watan - El Malik" - "Gott - die Heimat - der König":
So - und ab jetzt wird aber nur noch nach vorne geschaut. Und schon bald sehen wir Gibraltar und nur noch Sonne und blauen Himmel:
Ganz nahe kommen wir an Gibraltar vorbei, das wir vor genau einem Jahr per Fahrrad erkundet haben:
Ein aller- aller- allerletzter Blick zurück nach Marokko...
... bevor wir um 14:30 h im Hafen von Algeciras einlaufen:
Ganz schnell sind wir von der Fähre runter, noch schneller durch den Zoll, und schon stehen wir im Lidl von Algeciras. Wir fühlen uns wie im Schlaraffenland. Und kaufen ein wie die Weltmeister. Unglaublich, wie sehr man sich nach den langen Wochen der Entbehrung über einen normalerweise alltäglichen Supermarkt freuen kann!
In Spanien ist Faschingswoche und am Freitag, 28.2., andalusischer Nationalfeiertag, also langes Wochenende. Da gibt's also nur eins: ab in die Berge, um dem Trubel zu entkommen. Wir steuern also gleich unseren idyllischen Platz auf den Almwiesen hinter Tarifa an.
Hier verbringen wir wunderschöne vier Tage und lassen noch einmal unsere Marokko-Reise Revue passieren. So viele schöne Erlebnisse. Es war alles perfekt - und wie immer sind es die Menschen (Einheimische sowie neu gewonnene Freunde), die einen Aufenthalt so unvergesslich machen.
Passiert ist nichts, gesund waren wir, bis auf ein paar kleinere Blessuren - kaputte Reifen beim Bulli (hat ja inzwischen neue bekommen), ein Loch im Kopf bei Thomas (ist auch wieder zusammen gewachsen) und ein ausgebissener Zahn bei mir (fehlt immer noch). Und das Erstaunlichste: nicht einmal eine Magenverstimmung, so dass unser Großdinghartinger Schnaps, den wir für solche Fälle mitgenommen hatten, noch immer unangetastet ist:
Gut so, denn vielleicht brauchen wir ihn doch noch: dieser ungebetene Gast hat es sich in Thomas' Schuh gemütlich gemacht! In der Wüste haben wir immer unsere Schuhe kontrolliert, aber ein Skorpion auf einer Almwiese? Heile Welt??
Heute ist der 2. März. Wir haben die Gegend um Tarifa verlassen, den ersten spanischen Campingplatz zähneknirschend bezahlt. 23 Euro! In Marokko haben wir immer zwischen 6 und 9 Euro bezahlt! Obwohl wir Marokko vermissen, genießen wir Spanien, und werden langsam an der Küste Richtung Portugal fahren. Wie es dann weitergeht, erfahrt ihr im nächsten Blogeintrag...
Unsere Route bis jetzt in Marokko (4.960 km) - Gesamt: 7.990 km
Unsere gesamte Runde in Marokko:
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