Wir bleiben zwei Tage hier und wie letztes Mal sind wir sicher, es gibt ein Wiedersehen. A la prochaine, chers amis!
Die Fahrt ist wirklich schön, wobei aber die "Ah's" und die "Oh's" immer weniger werden. Zu viel Schönes haben wir in den letzten Monaten gesehen, irgendwie wiederholt sich alles ein bisschen. In Taliouine, dem Zentrum des Safrans, legen wir noch einen Zwischenstopp ein, bevor es weiter geht Richtung Taroudannt. Kurz bevor wir Taroudannt erreichen, zweigt die Straße nach rechts ab zum Tizi 'n' Test, diesem spektakulärsten aller Pässe über den Hohen Atlas, um den sich so viele abenteuerliche Geschichten ranken. Nur mal kurz abzweigen, bis zur ersten Kehre...
Die Straße ist erstaunlich gut, wir erklimmen Kehre um Kehre, und schon bald lassen wir die letzten Palmen hinter uns. Taroudannt, Agadir und der Atlantik sind längst vergessen, auch die vielen Horrorgeschichten... Der Pass sei nur was für Abenteurer und Schwindelfreie, seine Überquerung dauere 6 Stunden, keine Tankstellen, nichts für schwache Nerven oder sensible Mägen...
Wobei.... wenn man die Kehren so hinaufschaut...
Die erste Baustelle lässt auch nicht auf sich warten - die Straße wird einspurig, holprig und ausgefranst, und daran ändert sich auch über die nächsten 80 Kilometer nichts:
Aber fantastische Abschnitte mit spektakulären Blicken in die Tiefe entschäden für jeden holprigen Meter.
Schneller als gedacht haben wir die Passhöhe erreicht und können aufatmen - ab jetzt geht's nur noch bergab...
Von wegen aufatmen - es gibt ein verdächtiges "Bing" - der Tank ist leer - wir fahren mit den letzten Reservelitern! Ja stimmt - vor lauter Euphorie hatten wir ganz vergessen, dass wir in Taroudannt tanken wollten! Auf der Strecke gibt es eine Tankstelle, aber die ist noch 80 Kilometer entfernt. Also doch noch Nervenkitzel! Trotzdem auch hier auf der Nordseite Richtung Marrakesch wieder herrliche Blicke...
Im Hintergrund immer das Toubkal-Massiv, das höchste Gebirgsmassiv Nordafrikas mit sieben 4000ern und mehreren "Beinahe-4000ern".
Mit dem letzten Tropfen Diesel erreichen wir die Tankstelle in einem kleinen Bergsteigerdorf und nach 5 Stunden Fahrt für 100 Kilometer schließlich Marrakesch, unser Ziel für heute. Die Fahrt war wunderschön und man sollte sich wirklich nicht von den vielen Schauergeschichten abhalten lassen. Es lohnt sich auf jeden Fall!
10 Kilometer südlich von Marrakesch lassen wir uns auf dem Ourika-Campingplatz nieder, ein Platz fast wie in Europa mit viel Grün und sogar einem sauberen Pool - bei 30 Grad Nachmittagstemperatur verlockend!
Am nächsten Tag dann erst mal Ausspannen, Einkaufen beim Carrefour... Den Besuch von Marrakesch nehmen wir uns für den übernächsten Tag vor. Man kann zwar von hier mit dem Taxi oder Bus in die Stadt fahren, aber wir versuchen es mal mit dem Bulli. Schon von weitem kann man das Minarett der Koutoubia-Moschee sehen, 70 m hoch und das Wahrzeichen von Marrakesch.
Auch unser erster Anlaufpunkt, denn direkt hinter der Koutoubia-Moschee gibt es einen bewachten Parkplatz für nur 1 Euro, wo man sicher und fußläufig zum Hauptplatz parken kann.
Wir waren vor 17 Jahren schon in Marrakesch und unsere Sentimentalität führt uns gleich zu unserem Hotel von damals. Das Hotel Ali, direkt am Djemaa el Fna gelegen, ist so etwas wie die zentrale Anlaufstelle für Bergführer, Bergsteiger und Traveller, und in den 17 Jahren hat sich rein gar nichts geändert.
Von der Dachterrasse, wo wir damals schöne Abende verbracht haben, hat man noch immer einen schönen Blick auf den berühmten Platz, der um diese Uhrzeit noch wie verlassen da liegt:
Die bunten Souks von Marrakesch sind eine wahre Augenweide. Rein gar nichts scheint sich hier in all den Jahren verändert zu haben. Lediglich die Händler mit ihrem ständigen "nur kucken - nichts kaufen" sind noch einen Tick lästiger geworden.
Aber wer hier entspannt einkaufen will, ist hier sowie nicht richtig. Im Sekundentakt springt man links und rechts in die Läden, da ein wild gewordener Mopedfahrer oder ein Pferdefuhrwerk mitten durch den Souk brettert...
Ein geschäftstüchtiger Selfiestick-Verkäufer will uns unbedingt einen Stick andrehen. Aber viele verzweifelte Versuche seinerseits, die am Ende dieses nicht ganz perfekte Bild ergeben, überzeugen uns schließlich davon: wir werden bei unseren Selfies weiterhin auf den langen Arm von Thomas vertrauen.
Viele Sehenswürdigkeiten Marrakesch's kennen wir bereits, so schlendern wir einfach gemütlich durch das Mellah-Viertel, das ehemalige Judenviertel, wo es viel entspannter zugeht. Hier, am Königspalast, kann man endlich mal durchschnaufen.
... und immer wieder weht uns der Duft von reifen Erdbeeren um die Nase, die gerade Hochsaison haben:
Hier, auf dem "Platz der Geköpften", beginnt das Leben erst am Spätnachmittag, wenn Feuerschlucker, Akrobaten, Gnaoua-Musiker, Wahrsager, Schlangenbeschwörer, Geschichtenerzähler, Wasserverkäufer und Zahnzieher unter der lauten Geräuschkulisse von Blechkastagnetten und Trommeln zum Leben erwachen.
Am Schönsten ist es, dieses Spektakel von einer der Dachterrassen der umliegenden Cafés zu beobachten und einzutauchen in diese magische Welt von 1001 Nacht...
Wir werden noch ein paar Tage in Marrakesch bleiben und dann hoffentlich noch Gelegenheit zu einem nächtlichen Besuch des Djema el Fnaa haben.
Unsere Route bis jetzt in Marokko (4.280 km) - Gesamt: 7.310 km